„Im weitesten Sinne meint „Kultur“ daher die vom Menschen durch die Bearbeitung der Natur mithilfe von planmäßigen Techniken selbst geschaffene Welt der geistigen Güter, materiellen Kunstprodukte und sozialen Einrichtungen. Dieser weite Begriff der Kultur umfasst die Gesamtheit der vom Menschen selbst hervorgebrachten und im Zuge der Sozialisation erworbenen Voraussetzungen sozialen Handelns, d.h. die typischen Arbeits- und Lebensformen, Denk- und Handlungsweisen, Wertvorstellungen und geistigen Lebensäußerungen einer Gemeinschaft.“ […] Zudem könne man so Nünning zwischen vier Kulturbegriffen unterscheiden:
Der normative Kulturbegriff geht mit einer Wertung einher, er hierarchisiert also verschiedene Kulturen (Hoch- vs. Popkultur). Demgegenüber betrachtet der totalitätsorientierte Kulturbegriff, Kultur in ihrer Ganzheit bezieht also alle Lebensformen ein und wertet nicht. Der differenztheoretische Kulturbegriff bezieht sich auf ein „Teilsystem innerhalb der sozial ausdifferenzierten „modernen Gesellschaft, das sich auf intellektuelle und ästhetische Weltdeutungen spezialisiert““. Der bedeutungs- und wissensorientierte Kulturbegriff schließt neben materialen auch mentale und soziale Dimensionen ein (Nünning, A. (2009). Vielfalt der Kulturbegriffe).
Diversität oder Vielfalt ist ein Konzept oder vielmehr ein Ideal, das wir anstreben. Der Vielfaltsgedanke drückt aus, dass wir uns als Teil einer Gemeinschaft sehen, die sich aus vielen verschiedenen Menschen mit ihren individuellen Merkmalen zusammensetzt. Im Vordergrund stehen für uns die Menschen. In unserem täglichen Handeln versuchen wir unsere Werturteile bezogen auf Ethnien, geographische Herkunft, sexuelle Orientierung, geschlechtliche Identität, Hautfarbe, Religion, Weltanschauung, Sprachen, Alter, Behinderung, sozialer Status usw. aktiv anzugehen und ins Gespräch zu kommen. Wir wollen üben offen zu sein, zuhören und zusehen zu wollen, uns zu ergänzen uns von einander zu lernen. Es geht um Konstruktivität und Wertschätzung.
Gleichzeitig richtet der Vielfaltsgedanke auch eine Aufgabe an uns, nämlich einzustehen für Menschenrechte. Eben nicht zuzusehen, wenn sie verletzt werden, sondern zu handeln, in dem Rahmen, in dem wir können.
Bei der Diversität geht es darum die Vielfalt von Menschen anzuerkennen.
Bei der Inklusion geht es darum, dass alle Menschen in das tägliche Zusammenleben einbezogen sind und sie mit all ihren Verschiedenheiten angenommen sind.
Eine Begegnung auf Augenhöhe und die oben erwähnte Wertschätzung sind dabei ausschlaggebend.
Ich kann mich bewusst an etwas erinnern
Ich kann bewusst von jemandem an etwas erinnert werden
Eine Erinnerung kann aber auch ungewollt in mir aufkommen
Ich kann mich bewusst dazu bringen, zu vergessen
Ich kann bewusst von jemandem dazu gebracht werden, zu vergessen
Das Vergessen kann aber auch ungewollt eintreten
Bewusst und unbewusst kann ich Erinnerungen schaffen
Für andere
Für mich
Bewusst und unbewusst kann ich dazu beitragen Erinnerungen verblassen zu lassen
Die der anderen
Die meinigen
Was soll ich aber erinnern?
Wie soll ich erinnern?
Wodurch soll ich erinnern?
Woher weiß ich, dass die Erinnerung mich nicht täuscht?
Woher weiß ich, dass ich das Richtige verinnerliche?
Was mache ich dann mit diesen Erinnerungen?
Was machen die Erinnerungen dann mit mir?
Machen meine Erinnerungen etwas mit anderen?
Machen ihre Erinnerungen etwas mit mir?
Wer macht eigentlich Denkmäler?
Für wen?
Sieger*innen?
Verlierer*innen?
Täter*innen?
Opfer? – Warum haben Opfer eigentlich kein Geschlecht?
Was machen diese Denkmäler eigentlich?
Was machen diese Mahnmale eigentlich?
Stellen sie Ungleichgewichte wieder her?
Oder schreiben sie Ungleichgewichte fest?
Denk mal!
Mahn mal!
Erinnerungskultur die „Geschichte im Gedächtnis“ der Gegenwart (Aleida Assmann, 2007)
Erinnerungskultur, dieses kollektiv geteilte Wissen über die Vergangenheit, durch das man (die Gesellschaft) im Jetzt sein Selbstbild stabilisiert, wie Jan Assmann (1992; in Braun, M.) es definiert, scheint doch irgendwie klopfend an den Türen (geschlossen, halboffen, offen) vieler öffentlicher Einrichtungen und vieler privater Wohnungen zu stehen. Manchmal schon mit einem Fuß in der Tür. Dennoch klopfend, Arbeitsaufträge reichend.
Wie soll ich mich eigentlich an etwas erinnern, das ich gar nicht erlebt habe? Das geht doch nicht. Ich kann Geschichten hören, Berichte lesen, Archive durchforsten, das Vergangene aktiv suchen. Die Erinnerung der Anderen kennenlernen. Aber ich erinnere mich dann trotzdem nicht. Allenfalls erinnere ich mich in ein paar Jahren wieder an die mühsame Arbeit, mich im Projekt durch tausende Seiten Briefverkehr zwischen deutschen und mexikanischen Behörden gelesen zu haben. Arbeit ist das schon. Aber Erinnerungsarbeit wohl nicht. Denn dann müsste ich doch aktiv etwas mit meinen Erinnerungen machen? Oder reicht es, wenn ich etwas mit den Erinnerungen der Anderen mache? Und wenn ja, was genau mache ich dann mit diesen Erinnerungen? Schreib ich sie auf? Spreche ich mit anderen darüber? Und dann? Dann schaffen wir wiederum neue Erinnerungen. Ein Kreislauf. Aber woher weiß ich jetzt, welche Erinnerung ich erinnern soll? Warum eigentlich soll?
Harald Welzer (2010) sagt dazu: „Die deutsche Erinnerungskultur zielt über die Vermittlungen des Geschichtsunterrichts, der politischen Bildung, der Gedenkstättenpädagogik, der Medien und des weiten pädagogischen Feldes der Holocaust Education auf eine historisch-moralische Bildung ab, die zum einen Nationalsozialismus und Holocaust historisch verständlich machen, zum anderen Persönlichkeiten bilden soll, die sich gegenüber massen- oder völkermörderischer Gewalt widerständig verhalten können. Erklärte Erziehungsziele sind das Einüben von Demokratiefähigkeit und die Entwicklung von Zivilcourage.“
Mit unserem Projekt wollen wir genau das tun: Wir wollen unsere Demokratiefähigkeit einüben und unsere Zivilcourage ausbilden. An uns arbeiten und eine Kultur des Hinschauens und Handelns schaffen bzw. stärken.
Weiterlesen- und hören:
Aleida und Jan Assmann über Erinnerungskultur „Raus aus den Ideologien!“
Die Erinnerungsexpertin: Aleida Assmann – Literatur- und Kulturwissenschaftlerin
Interview mit Aleida Assmann „Die beste Form der Solidarisierung ist eine gemeinsame Furcht“
Mail: erinnernfgherradura@gmail.com
Instagram: @erinnernherradura
Facebook: Erinnern für die Gegenwart
Im Rahmen des Projektes "Erinnern für die Gegenwart” arbeiten wir, Schüler*innen der Deutschen Schule Alexander von Humboldt, México( Campus West), die Geschichte unserer Schule (insbesondere der Jahre 1930 bis 1950) auf.
Hierbei gehen wir der Frage nach, was "Gelebte kulturelle Diversität" am Colegio Aleman zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland bedeutete.
Wie Diversität zu dieser Zeit gelebt wurde und wie wir sie heute leben (welche Handlungsoptionen haben wir für die Zukunft)?
En el marco del proyecto "Recordar para el presente" nosotros, los estudiantes del Colegio Alemán Alexander von Humboldt, México (Campus West), estamos trabajando en la historia de nuestro colegio (especialmente los años 1930 a 1950).
En este contexto investigaremos la cuestión de qué significaba "diversidad cultural vivida" en el Colegio Alemán en la época del nacionalsocialismo en Alemania.
¿Cómo se vivía la diversidad en esa época y cómo la vivimos hoy (qué opciones tenemos para el futuro)?
Within the framework of the project "Remembering for the Present" we, students of the German School Alexander von Humboldt, México (Campus West), are working on the history of our school (especially the years 1930 to 1950).
In this context we will investigate the question of what "lived cultural diversity" at the Colegio Aleman meant during the time of National Socialism in Germany.
How was diversity lived at that time and how do we live it today (what options do we have for the future)?
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