Auf welche Probleme sind wir gestoßen bzw. was beschäftigt uns noch?

Aufgrund der Quellenlage, die uns eine mehrheitlich deutsche Perspektive, getränkt in nationalsozialistischer Ideologie, bot, war es besonders wichtig, stets einen kritischen Blick auf die Quellen zu haben. Also zu hinterfragen, was das Ziel der Jahresberichte, der Briefe nach Deutschland, etc. ist; zu analysieren, welche sprachlichen Mittel verwendet werden; zu analysieren, welche Botschaften durch Sprache und Inhalt, möglicherweise auch auf den ersten Blick unsichtbar, transportiert werden. Die Berichte in Zeitungen halfen uns, uns ein umfassenderes Bild zu gewinnen. Wir untersuchten Zeitungen, die verschiedenen politischen Lagern zugeordnet werden können: Sozialistische (mexikanische und deutsche); liberale (mexikanische und deutsche); konservative (mexikanische und deutsche); dazu kamen Zeitungen, die von der NSDAP gesteuert wurden. 

Die Gespräche mit verschiedenen Akteur*innen (u.a. mit Vertreter*innen und Mitglieder der jüdischen Gemeinden, ehem. Schulvorstandsvorsitzende, ehem. Leiterin des Schularchivs, ehem./ derzeitige Schüler*innen und Lehrer*innen verschiedener Schulen, Passant*innen) halfen uns andere Perspektiven einzubeziehen. 

 

Eine Versuchung stellte oft dar, das ganzes "Bild" zeigen bzw. darstellen zu wollen - dieses Wollen behielten und behalten wir bewusst im Vordergrund. Wir wissen, dass wir die Welt erstmal so sehen, wie wir sind und eben nicht so wie sie ist und wir versuchen uns zu lösen von dem Gedanken alles in eine Raster einordnen zu können. Das Aushalten von Widersprüchen (Ambiguitätstoleranz) ist daher ein Aspekt, dem wir uns in diesem Projekt besonders widmeten und weiterhin darin üben.

 

Mit Enttäuschungen umgehen lernen. Wir wollten viele individuelle Geschichten erfahren, sie hier festhalten und sie präsentieren. Doch viele unserer Anfragen wurden mit Absagen beantwortet. Zunächst löste das Unverständnis darüber aus, dass diese Personen, nicht bereit waren/ sind an junge Menschen ihre Erfahrungen weiterzugeben. Ein ganzes Bild können wir auch aus diesem Grund nicht präsentieren. Aber wir können Bruchstellen innerhalb der Geschichte und innerhalb des Jetzt benennen. Die Lücken also benennen aktiv in unsere Präsentation einbauen. Denn auch das Erkennen und Bennen von Lücken/ Brüchen gehört, by the way, zum wissenschaftlichen Arbeiten.

 

Was soll veröffentlicht werden?

Sollen wir überhaupt Archivmaterialien veröffentlichen, die Menschenfeindlichkeit propagieren? Wenn diese Materialien und Dokumente wieder öffentlich zugänglich sind, wie stellen wir sicher, dass sie richtig gelesen werden? Durch die Veröffentlichung wiederholen wir die Geschichte ein Stück weit und setzen die Bilder wieder in die Köpfe der Menschen.  

 

Tipps zum Umgang mit Archivmaterialien:

- Kritisches Lesen (Vorsicht Sprache; sprachliche Mittel)

- Abstand behalten

- Pausen machen

--> Gibt es überhaupt "neutrale" Materialien/ Dokumente

--> Können wir die Dokumente veröffentlichen ohne Vorurteile zu reproduzieren?

--> Sollte historisches (diffamierendes, propagandistisches) Bild- und Textmaterial überhaupt auf einer Homepage verbreitet werden?

--> Wie schaffen wir es, zu berichten ohne gefährdendes Material zu verbreiten

 

Umgang mit Absagen:

--> Verständnis aufbringen und akzeptieren lernen (Mein Ziel ist eben nicht Dein Ziel)

 

Umgang mit gewaltverherrlichenden und menschenfeindlichen Quellen:

Bei unseren (online) Recherchen stießen nicht selten auf gewaltverherrlichenden und menschenfeindlichen. Es hat uns erschrocken, wie viel es davon gibt und dass das einfach so frei zugänglich ist. Wir haben dann beschlossen, es uns zur Aufgabe zu machen, die Seiten zu melden/ anzuzeigen